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Pressemitteilung

19.07.2022

Wie retten Weidetiere Wiesenvögel?

Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg stellt neuen Tagungsband zur naturnahen Beweidung vor

 

Braucht es mehr Kühe für mehr Käfervielfalt? Wie retten Weidetiere Wiesenvögel? Welchen Beitrag leistet Beweidung für die Biodiversität? Diese und viele andere Fragen aus Wissenschaft und Praxis werden im neuen Tagungsband der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg beantwortet. Der Band mit dem Titel „Weiden! Wege zur Bewahrung der Biodiversität“ (Band 59 aus der Reihe Beitrage der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg) benennt Potenziale, Herausforderungen und Strategien zur naturnahen Beweidung. 27 Beiträge von Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland machen deutlich, dass ökologisch wertvolle Weidesysteme bestens geeignet sind, um die ambitionierten Ziele des Natur- und Artenschutzes zu erreichen. Der Band stellt zahlreiche Best-Practice-Beispiele vor und bietet Entscheidungsträgerinnen und -trägern ein handlungsorientiertes Grundlagenpapier für die Umsetzung eigener Projekte.

 

Die Expertinnen und Experten sind sich einig: Extensive naturnahe Beweidung ist ein wertvolles Instrument beim Erhalt der biologischen Vielfalt. Es gelte, aus tradiertem Wissen zu lernen und es in der Natur- und Kulturlandschaftspflege in einem zeitgemäßen Verständnis wieder anzuwenden, so das einhellige Credo der Tagungsbeiträge. Darüber hinaus müssten administrative Hemmnisse in Naturschutz, Veterinärmedizin, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft beseitigt werden, damit naturnahe Beweidungssysteme leichter umsetzbar seien.

Hintergrund:

Robuste Weidetiere, die auf großen Flächen möglichst ganzjährig in standortangepasster Dichte durch Fraß, Tritt und Lagerplätze die Landschaft gestalten, schaffen ein vielfältiges, dynamisches Mosaik aus unterschiedlichsten Teillebensräumen und Mikrohabitaten, wodurch sie für eine hohe Biotopvielfalt und damit auch -qualität sorgen, von der Flora und Fauna nachhaltig profitieren. Der Dung der Weidetiere ist Nahrung und Entwicklungsstätte für zahlreiche spezialisierte Insekten wie die artenreiche Familie der Mistkäfer, die wiederum als Nahrungsquelle für Vögel wie den Neuntöter dienen. Weiterhin wirken Weidetiere bei der Verbreitung von Pflanzen, aber auch Tieren mit: Im Fell, an den Hufen, aber auch in den Verdauungsorganen transportieren sie beispielsweise Pflanzensamen über große Strecken mit sich. Bei den Tieren sorgen die großen Pflanzenfresser für die Ausbreitung von Spinnen, Heuschrecken, Käfer, Schnecken und Wanzen, aber selbst Reptilien nutzen die Weidetiere gelegentlich als „Taxi“.

Darüber hinaus eröffnen extensive naturnahe Weidesysteme auch ökonomische Perspektiven. Denn sie schaffen attraktive und abwechslungsreiche Landschaftsaspekte und steigern damit sowohl den Erlebnis- als auch räumlichen Kulturwert. Dadurch sind solche Landschaften touristisch von besonderem Wert.

Eick, Michael; Haußmann, Daniela und Hutter, Claus-Peter (Hrsg.) (2021): Weiden! – Wege zur Bewahrung der Biodiversität. Neue (alte) Wege für eine Weidestrategie. Band 59 aus der Reihe Beiträge der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg. Hirzel Verlag, Stuttgart, Preis. 24,90 €; ISBN: 978-3-7776-3258-2