angle-left 07.03.2019: Alle Vögel sind noch da?

Pressemeldung

07.03.2019

Alle Vögel sind noch da? Ehrenamtsworkshop der Umweltakademie am NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen

Amseljunge
Amseljunge
Quelle: © Sabine Teufl NABU

Mössingen/Stuttgart. „Werden wir es schaffen, ein Verstummen unserer Vögel zu verhindern?“, so die Umweltakademie Baden-Württemberg anlässlich der Schulung ehrenamtlicher Vogelkundler für das Brutvogelmonitoring. Dieser Workshop ist eine Kooperationsveranstaltung mit der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. „Die Schulung ist ein aktiver Beitrag, Neueinsteigern genaue Kenntnisse über die Methode der Freilanderfassung und deren Auswertung zu vermitteln“, betonte das NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen.

Das Monitoring dient dabei als Frühwarnsystem zur Sicherung der Umweltqualität und ist ein bundesweites Projekt. Es werden belastbare Bestandsdaten zusammengetragen, um Antworten auf Fragen zu erhalten, wie es um die Vogelbestände in Baden-Württemberg stehe. Es soll in Erfahrung gebracht werden, ob die Vogelbestände zu- oder abnehmen, ob Arten vom Aussterben bedroht sind oder gebietsfremde Arten hinzukommen.

Sobald die Tage merklich länger werden, nimmt auch die Stimmvielfalt des Vogelgezwitschers wieder zu. Zu den Standvögeln, die nicht in den Süden gezogen sind, wie Amseln, Meisen, Finken oder Elstern, gesellen sich nun die aus den Winterquartieren rückkehrenden Kurz- und Langstreckenzieher.

Vor dem Auftakt der Brutsaison fand am Samstag im NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen ein Qualifikationsseminar zur Weiterbildung von ehrenamtlichen Ornithologen im Bereich des bundesweiten Monitorings häufiger Brutvogelarten (MhB) statt. Zwölf Teilnehmer/-innen hatten die Gelegenheit, sich mit den ornithologischen Erfassungsmethoden sowie der Kartierung und Auswertung von Probeflächen im Land vertraut zu machen. In Baden-Württemberg wird das Brutvogelmonitoring durch die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und das NABU-Vogelschutzzentrum koordiniert, abgestimmt mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten. Die Umweltakademie führt die dazugehörigen Qualifikationsseminare durch.

Im Rahmen des Brutvogelmonitorings werden repräsentative Probeflächen mit einer Größe von 1 qkm vergeben. Diese werden an vier festgelegten Zeiträumen aufgesucht und entlang von Transsekten mit einem Fernglas und einer Feldkarte abgelaufen. Alle akustisch und visuell wahrgenommenen Vogelarten werden zusammen mit verhaltensspezifischen Informationen aufgenommen.

Am Ende der Saison werden die einzelnen Tagesdaten in jeweilige Artkarten übertragen und somit die Anzahl der vorhandenen artspezifischen Reviere ermittelt. Diese werden als Stichprobe mittels statistischer Methoden an den DDA (Dachverband deutscher Avifaunisten) weitergeleitet und schließlich für die ganze Bundesrepublik in ein Datennetzwerk eingespeist. Auf Grundlage dieser Informationen kann schließlich ein langjähriger Trend für die Gesundheit der Brutvogelbestände errechnet werden und gegebenenfalls eine maßregelnde politische bzw. naturschutzrelevante Entscheidung getroffen werden.

Heimische Brutvogelarten spielen als Bioindikatoren eine wichtige Rolle in der landschaftsökologischen Bewertung von Umweltveränderungen. Die Daten über den Bestand an Brutvögeln lassen Rückschlüsse zu, welche Faktoren dazu führen, dass sich Vogelbestände verändern, seien es ausgeräumte monotone Agrarflächen, Umweltchemikalien, Biomasse- und Artenschwund an Insekten, Gefahren beim jährlichen Vogelzug, Kollisionen an Infrastruktur und im Verkehr oder der Klimawandel.

Interessierte Teilnehmer konnten sich im Anschluss eine vakante Probefläche reservieren lassen. Es herrscht ein großer Bedarf an Nachwuchskartieren, da im Land derzeit 91 von 400 Probeflächen zu vergeben sind. Das spiegelt wieder, wie wichtig die ehrenamtliche Tätigkeit und das Engagement jedes Einzelnen ist, um Datenlücken zu schließen und einen Beitrag zum Erhalt der heimischen Artenvielfalt zu leisten.

Ehrenamtliche Helfer spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie sind unersetzlich für die Umweltvorsorge, das Landschaftsmanagement und den praktischen Artenschutz. Mit ihrer Arbeit und ihrem Fachwissen tragen sie dazu bei, die vielfältige Kulturlandschaft, eine (er-)lebenswerte Heimat und nicht zuletzt die Biodiversität zu erhalten, so die Umweltakademie des Landes. Aus diesem Grund bietet die Umweltakademie eine Reihe von Fortbildungen zum Thema Artenschutz an.

Ansprechpartnerin

Hiltrud Wilhelmi
Akademie für Natur- und Umweltschutz
beim Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft
Dillmannstr. 3
70029 Stuttgart
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