angle-left 18.02.2016: Wie viel ist Natur wert? Stuttgarter Akademiegespräch

Pressemeldung

18.02.2016

Wie viel ist Natur wert? Stuttgarter Akademiegespräch beleuchtet Nutzen des Naturkapitals

„Es ist höchste Zeit Ökosysteme und Biodiversität auch als Zukunftskapital zu betrachten, mit dem wir verantwortungsvoll und nachhaltig umgehen müssen“ so Claus-Peter Hutter, Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg zum Auftakt des 56. Stuttgarter Akademiegesprächs, am Donnerstag (18. Februar 2016).

Im Rahmen der Stuttgarter Akademiegespräche der Umweltakademie, die sich mit aktuellen Themen und Fragestellungen beschäftigen, ging es jetzt um die Bedeutung des wirtschaftlichen Wertes von Tieren, Pflanzen Landschaften und ganzer Ökosysteme. Unter dem Titel „Was Natur für uns leistet – Ökosystemdienstleistungen: Chancen und Risiken einer ökonomischen Ausrichtung der Naturschutzkommunikation“ lud die Umweltakademie Baden-Württemberg bereits zum 56. Stuttgarter Akademiegespräch in Folge ein.

Umweltethikerin Dr. Uta Eser skizziert was Natur für uns leistet

„Das Thema ist brisant und bietet unter Umständen jede Menge Sprengstoff“ weiß Dr. Uta Eser, die Referentin des Abends, die sich bereits über die Landesgrenzen Baden-Württembergs hinaus einen Namen als Expertin für Umweltethik gemacht hat. So ist Eser seit 2011 als Mitglied in der projektbegleitenden Arbeitsgruppe zu den Naturbewusstseinsstudien des Bundesamtes für Naturschutz und des Bundesumweltministeriums tätig und engagiert sich auch seit 2012 als Mitglied im Projektrat von „Naturkapital Deutschland TEEB DE“ (TEEB-Initiative The Economics of Ecosystems and Biodiversity). „Das Konzept der Ökosystemdienstleistungen (ÖDL) will veranschaulichen, welchen umfangreichen Nutzen wir aus ökologischen Systemen ziehen“ hob Eser bei der Umweltakademie hervor. Dabei gehe es um so elementare Dinge wie die Bereitstellung von Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Brennstoffen oder Wirkstoffen für Arzneimittel sowie die unterschiedlichsten Regulierungsleistungen, die funktionsfähige Ökosysteme erbringen. Auch den nicht-materiellen Genuss der Natur könne man als Nutzen begreifen und ökonomisch bewerten: Erholung in ansprechenden Landschaften, ästhetisches Naturerleben oder spirituelle Naturerfahrungen sind Grundlage eines guten Lebens von Menschen, betonten die Veranstalter. Die internationale TEEB-Studie (The Economics of Ecosystems and Biodiversity, 2008 – 2010) sowie die Studie Naturkapital Deutschland (TEEB-DE) liefern eine wichtige Argumentationshilfe für eine konsequentere Umwelt- und Naturschutzpolitik. Sie weisen die Erhaltung der Ökosystemdienstleistungen als existentielle Bedingung für eine stabile Wirtschaft und Gesellschaft aus.

Ökosystemdienstleistungen – nicht nur kostbar sondern geldwert!

So anschlussfähig dieses Argument in Politik und Wirtschaft sein mag, so groß ist gleichzeitig die Skepsis an der Basis des Umwelt- und Naturschutzes. Dass man die Natur mit derselben instrumentellen Logik retten will, die doch vielfach für ihre Bedrohung ursächlich ist, leuchtet vielen nicht ein. Denn die ökologische Ökonomik betrachtet die biologische Vielfalt oder unsere Ökosysteme als Naturkapitel, mit dem man nach den Kriterien ökonomischer Vernunft umgehen muss. Das Ziel des 56. Stuttgarter Akademiegesprächs, die Leistung des ökonomischen Ansatzes zu würdigen, Bedingungen seines praktischen Erfolgs zu benennen und die Grenzen seiner Anwendbarkeit auszuloten, seien dennoch voll aufgegangen so Akademieleiter Claus-Peter Hutter. Mit dem Stuttgarter Akademiegespräch sei es gelungen dem Thema Ökosystemdienstleistungen näher zu kommen und Strategien zur Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung zu diesem Thema zu entwickeln.

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Brigitte Schindzielorz
Akademie für Natur- und Umweltschutz

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