angle-left 04.11.2020: Respekt Natur BANU

Pressemitteilung

04.11.2020

Bundesweiter Arbeitskreis der staatlich getragenen Bildungsstätten im Natur- und Umweltschutz (BANU) mahnt zum respektvollen Umgang mit der Natur in den Herbstferien

Stuttgart. Angesicht der bevorstehenden Herbstferien in vielen Bundesländern mahnt die Dachorganisation der staatlich getragenen  Umweltakademien in Deutschland zu einem respektvollen Umgang mit der Natur. „Der zunehmende Besucherdruck gerade auch in  hochsensiblen Schutzgebieten kann erhebliche Probleme für die Naturräume und damit für die dort lebenden und geschützten Pflanzen und Tiere verursachen,“ mahnt Claus-Peter Hutter, Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg, dem vor allem Navigations- und Tourendienste per App ein Dorn im Auge sind.

„Durch die Covid19-Pandemie hat die Bevölkerung die heimische Natur wiederentdeckt, was per se ja sehr erfreulich ist. Es gibt jedoch auch die Kehrseite der Medaille: Auf der Suche nach immer neueren Naturevents und Abenteuern werden ausgewiesene Wege verlassen, Schutzgebiete missachtet, Ruhezonen gestört, Wiesen und Felder zertrampelt und Müll hinterlassen – Tendenz steigend bei abnehmenden Respekt der Natur gegenüber“, so Hutter. Darüber zeigten sich alle Kolleginnen und Kollegen des BANU bei einer digitalen Konferenz Ende September vereint  besorgt.

Beeinflussung des Freizeitangebots durch Covid19

Das geringere Freizeitangebot durch Covid19 und die bevorstehenden Herbstferien lassen immer mehr Menschen nach Naturhighlights und Naturevents, Abenteuern, spektakulären Routen und Trails aber auch nach ruhigem Naturgenuss und Erholung in der Natur suchen. Mit dem Anspruch, sich sportlich zu betätigen ob joggend, wandernd, radfahrend oder mountainbikend ließen sich zunehmend mehr Menschen per Navigation durch die Natur leiten, so die Beobachtungen des BANU.

Navigations- und Tourendienste per App (wie Komoot oder Trailforks) seien einfach zu bedienen und ersparten die eigene Arbeit im Vorfeld, eine topografische Wander- oder Radkarte zu studieren. Doch bestehende Wanderwege wie etwa die der Wandervereine des Deutschen Wanderverbandes, die gut geplant und stets gewartet werden, seien in den Apps nicht unbedingt verzeichnet.

Die Apps bewerben Touren der jeweiligen Nutzer, die ihre Routen ohne naturschutzfachliche und eigentumsrelevante Überprüfung veröffentlichen. Ein Hauptproblem sehen die Umweltakademien darin, dass Nutzer aufgrund der Informationen, die geliefert werden, nicht in der Lage seien zu erkennen, bei welchen Trails es sich um offiziell genehmigte oder um illegale Wege handelt.

Unsere Beobachtungen der letzten Monate zeigen, dass selbst an abgelegenen Orten in der Natur überaus viele Menschen gleichzeitig zutreffen sind, weil eine empfohlene Tour in der App zu diesem „Naturhighlight“ gefunden wurde. Daraus ergebenden sich immense Probleme für Natur und Landschaft“, zeigt sich Claus-Peter Hutter besorgt. „Wird eine Orchideenwiese oder ein Vorkommen von Salamandern als Highlight lokalisiert und dadurch von immer mehr Menschen aufgesucht, sind massive Störungen dieser Standorte vorprogrammiert. Im schlimmsten Falle war die Orchideenwiese eine solche gewesen.“ 

Respektvolle Behandlung der Natur

Claus-Peter Hutter: „Es bleibt in diesem Falle das eindringliche öffentliche Apell, die Natur respektvoll zu behandeln und appgestützte Naturtrails vorher genau unter die Lupe zu nehmen. Zudem werden wir nachverfolgbare Missachtungen vermehrt naturschutzrechtlich ahnden lassen durch unsere Kooperationspartner vor Ort.“

Die staatlich getragenen Bildungsstätten im Natur- und Umweltschutz (BANU) haben mittlerweile über 1200 Natur- und Landschaftsführerinnen und -führer zertifiziert, die deutschlandweit Naturerlebnistouren anbieten. Sie alle (er)kennen Schutzgebiete, machen Natur erlebbar, vermitteln Artenwissen, gehen dabei jedoch stets vorsichtig und verantwortungsvoll mit der Natur um.

Leider waren und sind auch vielen Landschafsführerinnen und -führern pandemiebedingt die Hände gebunden, viele Touren werden abgesagt. Künftig wird jedoch auch ein Bestandteil ihrer Arbeit darin liegen, den zunehmenden Zielkonflikt zwischen Naturerfahrung und Naturzerstörung zu vermitteln und zu entschärfen.

12 Regeln die Natur zu erleben, ohne ihr zu schaden:

  • Schutzgebiete nicht betreten
  • Auf empfohlenen/ausgewiesenen Wanderwegen bleiben. Die Natur ist ohnehin genug unter Druck und braucht ungestörte Rückzugsräume
  • Keine Wildpflanzen ausgraben. Bärlauch, Maiglöckchen und Co. gibt es ebenso wie Schlüsselblumen im Staudenfachhandel
  • Tierbauten wie Fuchs- und Dachsbaue, Ameisenhaufen, Vogelnester in Ruhe lassen
  • Keine kranken oder verletzten Tiere anfassen (stattdessen Förster, Jagdpächter oder die Leute eines Naturschutzverbandes informieren)
  • Keine Bäume und Sträucher beschädigen; Wiesen und Äcker nicht zertrampeln
  • Wildtiere nicht stören und deshalb Nachtruhe einhalten
  • Feuer (etwa zum Grillen) ausschließlich an den dafür bestimmten und entsprechend ausgeschilderten Plätzen
  • Keinerlei Abfälle hinterlassen, auch keine Hundekottüten oder Gassibeutel
  • Hunde an der Leine führen, um Wildtiere nicht aufzuscheuchen
  • Hinweisschilder und Absperrungen auch zur eigenen Sicherheit (Forstarbeiten!) beachten

BANU und ZNL

Der "Bundesweite Arbeitskreis der staatlich getragenen Umweltbildungsstätten im Natur- und Umweltschutz" (BANU) ist eine bundesweite Dachorganisation. Hier sind die Einrichtungen zur ökologischen Bildungsarbeit aus den verschiedenen Bundesländern zu einer ständigen Koordinierungskonferenz zusammengeschlossen. Trotz unterschiedlicher Aufgabenschwerpunkte haben die BANU-Akademien gemeinsame Veranstaltungs- und Fortbildungsformate auf den Weg gebracht – etwa die bundesweiten Naturerlebnistage bzw. Naturerlebniswochen.

Mit dem ZNL, den "Zertifizierten Natur- und Landschaftsführer/-innen", qualifizieren die BANU-Akademien nach einheitlichem Format Botschafterinnen und Botschafter der Regionen. Die einzelnen Akademien tragen je nach eigener Schwerpunktsetzung dazu bei, das Bewusstsein für Umwelt und den Naturschutz zu steigern, und wollen deutlich machen, wie wichtig hierbei die Lebensstile, die Produktions- und Konsummuster sind.

Bei Rückfragen:
Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg
des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Dillmannstr. 3
70193 Stuttgart
+49 711 126-2812 (bis 13.00 Uhr)
 Marion.Rapp@um.bwl.de