Der dritte Talk in diesem Jahr mit Andreas Braun, Chef der Tourismusmarketing Baden-Württemberg, und Schauspielerin Ursula Cantieni drehte sich um traditionelle und moderne Definitionen von Tourismus, Natur und Schwarzwald.
Das Vinotorium in Oberkirch war am Freitag, 9. November, Schauplatz des dritten und letzten Schwarzwald-Talks in diesem Jahr, an dem rund 70 Gäste teilnahmen. Die Gesprächsreihe, die von Claus-Peter Hutter, Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg, moderiert wird, widmete sich an diesem Abend vor allem dem Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Tourismus.
Dass das ein wichtiger Punkt gerade auch im Schwarzwald ist, machte Andreas Braun als Chef des Landestourismus klar: "Der Schwarzwald macht 40 Prozent des Landestourismus aus, er ist weltweit bekannt", strich er die touristische Bedeutung der Region heraus. Und er betonte, Tourismus und Natur müssten ein Bündnis eingehen. "Die Menschen kommen gerne in den Schwarzwald, um sich zu erholen!" Und zur Erholung gehört eben auch die Schwarzwald-Natur.
Doch wie soll diese Erholung, die touristische Nutzung in Zukunft aussehen, wenn es verstärkt auch um das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit geht, gerade hier, rund um das Großschutzgebiet des Nationalparks? "Der Nationalpark ist eine wichtige Modelregion. Letzte Wildnisse in Deutschland müssen erhalten werden!", forderte Claus Peter Hutter denn auch. Wohingegen Oppenaus Bürgermeister Uwe Gaiser betonte: "Der Nationalpark darf keine Insel sein, er muss in die Region verwurzelt werden."
Zuhörer Walter Trefz, der in der Region als ehemaliger Förster und aktiver Umweltschützer bekannt ist, fasste seine Meinung zum Thema zusammen: "Unser Gastgeber ist die Natur. Wir haben nicht überall das Sagen!" Womit er Ursula Cantienis Beitrag unterstützte, die sagte, der Nationalpark wolle uns daran erinnern, dass wir nur Gäste auf der Erde seien - für eine sehr begrenzte Zeit. "Wir werden zur Besinnung geholt, was wir auf der Erde sind oder sein sollten." Ihr Appell lautete, insgesamt sanfter, sparsamer und rücksichtsvoller zu werden und aus der Natur nur das herauszuholen, was man tatsächlich brauche.
Hutter fasste entsprechend zusammen, man brauche Konzepte für den Spagat zwischen klassischem Tourismus und nachhaltigem Tourismus, "damit wir den Ast, auf dem wir sitzen, nicht absägen." "Die Marke Schwarzwald muss sich fortentwickeln", bestätigte auch Andreas Braun. Trotz dieses Spannungsfeldes sah er aber den Schwarzwald auf einem guten Weg: Es gebe alles in allem mittlerweile "weniger Konflikte und mehr glückliche Gäste!"
Hintergrund
Der Schwarzwald-Talk
Die Dialogreihe der Akademie für Natur- und Umweltschutz des Umweltministeriums Baden-Württemberg und des Nationalparks Schwarzwald lädt in loser Folge zu spannenden Diskussionen ein: über scheinbare Widersprüche und zukunftsweisende Gemeinsamkeiten. Prominente Gäste führen an unterschiedlichen Orten Gespräche zu Themen wie Wildnis und Wissen oder Kultur und Natur. Mit dieser Reihe sollen auch Perspektiven für eine nachhaltige Entwicklung der Nationalparkregion aufgezeigt werden. Moderiert wird die Veranstaltung von Claus-Peter Hutter, Leiter der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg.
Die Talkgäste
Die schweizerisch-deutsche Schauspielerin Ursula Cantieni wurde 1947 in Zürich geboren. 1994 erhielt sie die Hauptrolle der Johanna Faller in der neuen Fernsehserie „Die Fallers – Eine Schwarzwaldfamilie“, die sie in Baden-Württemberg und auch in anderen Teilen Deutschlands bekannt machte. Andreas Braun ist seit 2009 Geschäftsführer der Tourismus-Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) und machte den Slogan „Wir sind Süden“ bekannt. Der 1958 in Reutlingen geborene Braun ist zudem Autor zahlreicher Bücher über Baden-Württemberg und die Weinbauregionen des Landes.