Impulstagung zur klimaangepassten Stadt- und Regionalplanung
Karlsruhe. „Der Klimastress ist in den Innenstädten angekommen. Die Extremtemperaturen im Sommer mit immer mehr Hitzetagen haben das Risiko für die Gesundheit vor allem von älteren Bewohnern deutlich erhöht. Die Durchlüftung der Städte und Gemeinden ist dadurch zu einem immer bedeutenderen Thema in der Kommunalpolitik sowie der Stadt- und Regionalplanung geworden“, so das Credo der gemeinsamen Impulstagung des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein, des Verbands Region Stuttgart und der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg (Umweltakademie) im Karlsruher Landratsamt am Mittwoch (22. Mai 2019).
Gerade auch wegen der Auswirkungen des Klimawandels arbeiten immer mehr Kommunen aktiv daran, sich fit für die neuen Herausforderungen zu machen. Deshalb führten die Umweltakademie und der Regionalverband Mittlerer Oberrhein Experten aus Kommunen, Wissenschaft und Bauplanung aus dem ganzen Land zur dritten Impulstagung für klimaangepasste Bauleitplanung zusammen.
Neue Wege für zukunftsfähige Regionen
Angesichts von Gewerbeexpansion, schwindenden Flächenressourcen und zunehmender Wohnungsknappheit sind Verdichtungsräume wie auch die Karlsruher Region auf der Suche nach einer neuen Baukultur. Auf die Frage wie wir zukünftig leben, wohnen und arbeiten wollen, soll unter anderem auch die Tagung dazu beitragen, neue Antworten zu finden. Bei der Entwicklung neuer Wege und Technologien für eine zukunftsfähige Region müssen sich die Kommunen mit den Folgen des Klimawandels wie zunehmenden Hitzetagen, Niederschlagsveränderungen und sogar Extremwetterereignissen auseinandersetzen. Nur so können sie adäquat und auf das jeweilige Umfeld angepasst reagieren und geeignete Maßnahmen ergreifen.
In der Region Karlsruhe ist der Handlungsdruck besonders groß, denn die Betroffenheit durch Hitzebelastung ist heute schon gegeben und wird weiter steigen. Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein sowie das Pendant, der Verband Region Stuttgart, sichern mit verbindlichen Vorgaben im Regionalplan große zusammenhängende Freiflächen als bedeutsame „Klimaanlagen“, die gleichzeitig auch der Rückhaltung von Hochwasser, der Naherholung und der Biotopvernetzung dienen können.
Diese „Multifunktionalität“ ist in einer verdichteten Region mit relativ wenigen Freiflächen besonders wichtig. Beispiel für Grünflächen, die vielfältigen Ansprüchen gerecht werden, gibt es in der Region daher zahlreich: Das Albtal, der Hardtwald, die Rheinauen oder die Kinzig-Murg-Rinne und auch kleinere Vorhaben in der Karlsruher Region. Die begrenzte Verfügbarkeit von Freiflächen wird dort dabei durch Qualität und hohe Funktionalität ausgeglichen.
In Sachen Klimaanpassung arbeiteten ganz unterschiedliche Disziplinen wie Architekten, Landschaftsarchitekten, Botaniker, Klimatologen, Stadt- und Verkehrsplaner und Wasserbauingenieure eng zusammen.
„Blau-grüne Städte“
Die Umweltakademie stellt dazu fest, dass die „blau-grüne Stadt“ das Schlüsselwort für klimatisch widerstandsfähige Stadtstrukturen und -quartiere sei, – dies ist auch die durchgängige Botschaft der neun Fachreferenten aus den genannten Fachrichtungen. Ein integrativer, ganzheitlicher Ansatz schaffe den Rahmen für innovative Projekte und erste technologisch-botanische Prototypen an Klimaanlagen seien auf dem Markt. Die Stadt der Zukunft braucht die Region der Zukunft. Stadt und Umland ermöglichten ein Leben in Hitzesommern und Starkniederschlägen durch klimawirksame, multifunktionale grüne Infrastruktur. In den Kommunen heiße dies vor allem Kaltluftschneisen gegen die zunehmenden Hitzetage. Baubotanik werde zu einem neuen Planungsinstrumentar in der Gebäudeplanung. Klimaneutrales Bauen werde in der architektonischen Gebäude- und Quartiersplanung immer mehr gefragt seien. Und um wärmere Temperaturen zu überstehen würden heute zunehmend Baumarten aus Südeuropa, Kleinasien (z. B. Zerr-Eiche, Hopfen-Buche) oder Südrussland (z. B. Eisenholzbaum) in Innenstädten angepflanzt. Klima-Stadtplanung verankere so die Klimaanpassung in das gesamtstädtische Handeln.
Durch Förderprogramme des Landes wie „Klimopass“ oder zur Durchführung von Starkregenuntersuchungen für das kommunale Starkregenrisikomanagement wird die Arbeit der Kommunen unterstützt. Städte und Gemeinden sowie Planungsbüros erhalten durch die Bildungstagungen der Umweltakademie sowie den Veröffentlichungen „Menschen im Klimaschutz“ das nötige Know-how.