angle-left Aktion Lebendiger Weinberg:

Lebendiger Weinberg

14.03.2021

Wengerter pflanzen Färberkamille, Natternkopf, Schwertlilien und andere typische Pflanzen in ihre Weinberge und fördern damit Artenvielfalt und Biotopverbund

Lauffen am Neckar: Buntes Treiben in den Neckar-Weinbergen: Am zweiten Märzwochenende (12.-14. März) pflanzten rund 90 Wengerter weinbergtypische Pflanzen wie Weinberglilien, Weinraute und Färberkamille in ihre Weinberge und tragen damit zu mehr Artenvielfalt und zum Biotopverbund in Weinbergen bei. Denn ohne Wildpflanzen als Basis gibt es keine Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Initiiert wurde das Ganze im Rahmen der landesweiten Aktion „Lebendiger Weinberg“ von der Umweltakademie Baden-Württemberg im Verbund mit der Sparkasse Heilbronn, der Felsengartenkellerei, der Gemeinde Benningen und dem Landschaftserhaltungsverband des Landkreises Heilbronn.

Natur und Kultur kommt zusammen

„In den Weinbaugebieten Baden-Württembergs kommt auf vielfache Weise Natur und Kultur zusammen. Doch vielerorts sind viele früher weitverbreitete typische Pflanzen- und Tierarten aus den Rebgebieten verschwunden. Dies soll sich nun mit der landesweiten Aktion „Lebendiger Weinberg“ ändern. Ein ökologischer Baustein hierzu ist die Pflanzinitiative der Wengerter von Wein.im.Puls – junges Württemberg und der Felsengartenkellerei“, so Claus-Peter Hutter, Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg und Initiator der Aktion „Lebendiger Weinberg“ anlässlich der großangelegten Pflanzaktion am zweiten Märzwochenende.

„Man kann das Rad der Geschichte zwar nicht zurückdrehen, aber verantwortungsvoll nach vorne bewegen“, so Hutter. Viele kleine Aktionen in den Weinbaugebieten Baden-Württembergs ergäben ein großartiges Ganzes und können verlorene Vielfalt neu begründen. Die Aktion sei hierzu ein wichtiger ökologischer Baustein.

Sichtbarer Erfolg in der Landschaft

Auch Michael Pfeiffer, Agrarfachberater der Sparkasse Heilbronn, lobte die Aktion: „Hier wird Artenschutz und Biotopverbund ohne Erschwernis bei der Bewirtschaftung im Weinberg umgesetzt. Wir bei der Sparkasse freuen uns, solch ein praktisches und erfolgreiches Projekt mit deutlich sichtbarem Erfolg in der Landschaft mit zu unterstützen.“

Insgesamt werden am zweiten Märzwochenende von Heilbronn über Lauffen, Ingersheim, Besigheim, Hessigheim, Gemmrigheim, Walheim, Bietigheim-Bissingen, Benningen am Neckar und Bad Cannstatt rund 1500 weinbergtypische Pflanzen im Rahmen der großangelegten Aktion Lebendiger Weinberg ausgebracht. Teilenehmende Weingüter sind neben den Jungwinzern (Wein.im.Puls) aus dem Landkreis Heilbronn die Felsengartenkellerei, die Initiative „Wengerter auf Probe“ aus Benningen am Neckar sowie zahlreiche Privatweingüter.

Ziel der Aktion

Ziel der Aktion „Lebendiger Weinberg“ ist es, wieder mehr biologische Vielfalt in den Weinbergen zu ermöglichen und damit neue Lebensräume für selten gewordene Tiere und Pflanzen zu schaffen. „Wir setzen damit auch im Weinbau Zeichen für einen aktiven Umwelt- und Nachhaltigkeitsdialog“, so Hutter. Mit welcher Begeisterung Christian Seybld, der Sprecher von Wein.im.Puls – junges Württemberg, und die jungen Wengerter die von der Umweltakademie Baden-Württemberg und der Kreissparkasse Heilbronn koordinierte Aktion mittragen zeigte sich u.a. bei einer Pflanzaktion am Weingut Seybold in Lauffen am Neckar am Donnerstag (11.März).

Hintergrund:

Initiiert wurde die Aktion „Lebendiger Weinberg“ vor mehr als 10 Jahren von der Umweltakademie Baden-Württemberg gemeinsam mit der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg, dem Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg, den Verbänden der Prädikatsweingüter Württemberg und Baden (VDP), Württembergischen und Badischen Weinbauverband. Insgesamt wurden bereits mehr über 30.000 Pflanzen in ganz Baden-Württemberg im Laufe der Jahre bei unterschiedlichen Aktionen angepflanzt. Damit wird ein bedeutender Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und zur Biotopvernetzung geschaffen. Wie Hutter bei der Pflanzaktion hervorhob, gebe es viele Möglichkeiten, auch in flurbereinigten Weinbaugebieten, neue ökologische Nischen für Lebensraumspezialisten wie Schwalbenschwanz-Falter, Zaun- und Mauereidechse sowie die typische Weinbergbegleitflora zu schaffen. Dazu gehören auch viele, fast schon vergessene und deshalb vom Aussterben bedrohte frühere Nutzpflanzen, welche einst für Weinberge typisch waren, wie etwa Weinraute, Kermesbeere, Färberkamille und Gewürzsalbei. Aber auch so manche Zierpflanze hat im Laufe der Jahrhunderte Eingang in die Weingärten gefunden. Hierzu gehören neben Traubenhyazinthe die Deutsche Schwertlilie, die Holunderschwertlilie und in manchen Gebieten der Goldlack. Aber auch verschiedene Wildpflanzen, die früher zu den Weinbergen gehörten, benötigen solche Wärme liebenden Lebensräume. Dazu gehören Fetthenne und Mauerpfeffer, Frauenlein, Wilder Majoran und Weinbergnelke. Wichtig – so die Initiatoren – ist es, dass aus den Weinbergen keine Ersatzgartenschau gemacht werde, sondern dass man auf einheimische und standortgerechte Arten achte.

„Jetzt kommt es auch darauf an, dass in den flurbereinigten Weinbergen zwischen den Rebzeilen keine deutschen Einheitsrasen, sondern vielfältige Grünlebensräume entstehen, welche letztlich zur Stabilisierung des Naturhaushalts beitragen und ein Beitrag zu mehr Artenvielfalt sind, so Claus-Peter Hutter. Wenn man bedenke, dass es in Baden-Württemberg 27.000 Hektar Rebfläche gebe, dann seien dies ganz erhebliche Potentiale, um das Genießer- und Naturerlebnisland noch mehr als bislang aufzuwerten.

 

Weitere Informationen/Rückfragen:

Akademie für Natur- und Umweltschutz des

Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg

Kernerplatz 9, 70182 Stuttgart

Marion Rapp, Tel: 0711/126-2812

E-mail: Marion.Rapp@um.bwl.de

www.umweltakademie.baden-wuerttemberg.de

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