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Pressemitteilung

19.07.2022

Naturnahes Grünflächenmanagement in Kommunen

Umweltakademie Baden-Württemberg und Stadt Stutensee unterstützen Kommunen beim Erhalt der biologischen Vielfalt

Stutensee. Blühende Verkehrskreisel, bunte Blumenwiesen auf dem Friedhof, Schmetterlinge und Wildbienen mitten in der Stadt: Dort, wo es richtig gemacht wird, sind solche Bilder Alltag. Doch warum werden öffentliche Grünflächen oft nicht nach ökologischen Kriterien gepflegt, obwohl der Erhalt der Artenvielfalt bereits in der Mitte der Gesellschaft intensiv diskutiert wird und ökologisch und ökonomisch von so hoher Bedeutung ist? Diese Diskrepanz haben die Umweltakademie Baden-Württemberg und die Stadt Stutensee zum Anlass genommen, am Dienstag (19. Juli 2022) ein Fortbildungsseminar für nachhaltiges Grünflächenmanagement durchzuführen und praxistaugliche Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Eingeladen in den Bauhof der Stadt Stutensee waren Kommunen, Bauhöfe, Straßenmeistereien und Stadtgärtnereien des Landkreises Karlsruhe.

Der erhöhte Arbeitsaufwand von ökologischen Aufwertungsmaßnahmen, die begrenzten Arbeitskapazitäten der Bauhöfe und die öffentliche Wahrnehmung von „wilden Ecken“ in den Gemeinden werden häufig als Gründe für fehlendes Engagement in Sachen Artenvielfalt genannt. Hier setzte das Konzept der Tagung an.

Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist kein Nischenthema

„Es ist wichtig, dass wir mit diesem Seminar auch die Entscheidungsträgerinnen und -träger in den Fokus der Bemühungen nehmen und praktikable Ansätze für ein naturnahes Grünflächenmanagement aufzeigen. Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist kein Nischenthema, sondern eine Aufgabe, die die gesamte Gesellschaft betrifft,“ so Dr. Daniel Baumgärtner, stellvertretender Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg. Spätestens mit dem Bekanntwerden der „Krefelder-Studie“ im Herbst 2017 sei mehr als deutlich geworden, dass die Anzahl der Insekten drastisch abnehme. Dieser Biomasserückgang bei den Insekten betreffe die gesamte Landschaft und zwar nicht nur bewirtschaftete Acker- und Grünflächen, sondern auch Naturschutzgebiete und den Siedlungsbereich. „Es gibt viele Stellschrauben, mit denen man die Bauhöfe beim Erhalt der biologischen Vielfalt unterstützen kann. Das Seminar soll Kommunen Werkzeuge an die Hand geben, um diese Herausforderungen selbst und mithilfe der Akteurinnen und Akteure vor Ort zu meistern,“ so Dr. Baumgärtner.

Deshalb hatte die Umweltakademie einige erfahrene Referierende mit Praxisbezug eingeladen: Der Landschaftsarchitekt Frieder Weigand referierte über die biodiversitätsfördernde Anlage und Pflege von Grünflächen in Theorie und Praxis und Bernd Scholer, Umweltbeauftragter der Stadt Stutensee, berichtete über die Umsetzung des Labeling-Verfahrens „StadtGrün naturnah“.

Thomas Köberle, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbandes Enzkreis e.V. teilte seine langjährigen Erfahrungen zu den praktischen Herausforderungen bei der An-lage und Pflege von ökologisch hochwertigen Grünflächen. Einfach und doch sehr effektiv sei ein sogenannter „Akzeptanzstreifen“, der um solche Flächen, die blühen sollen, herum gemäht werde. Damit werde deutlich signalisiert: „Die Grünfläche wird gepflegt.“ Sichtachsen oder Geh- und Radwege blieben aber frei, so Köberle.

Anhand zahlreicher Praxisbeispiele wurde bei der Tagung vermittelt, wie naturnahe Grünflächenpflege nachhaltig gelingen kann. Das Programm wurde durch eine nachmittägliche Fachexkursion zu ausgewählten Grünflächen der Stadt Stutensee abgerundet, wo der Erfahrungsaustausch vertieft und nachhaltiges Grünflächenmanagement in der Praxis erfahren werden konnte.