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Pressemeldung

26.03.2025

Bachmuscheln vor dem Aussterben retten

Gruppenbild der Fachtagung
Quelle: ©T.Wilhelm/SMNS

Fachtagung in Stuttgart bringt Herausforderungen beim Schutz von Großmuscheln auf die Agenda

Stuttgart. Karibik, Hawaii, Azoren: Nicht nur an den schönsten Stränden weltweit gibt es Muscheln. Auch in heimischen Bächen und Flüssen leben Muscheln wie etwa die Bachmuschel. Noch: Denn viele der Weichtiere sind – nicht nur im Ländle – vom Aussterben bedroht oder stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

„Süßwasser-Großmuscheln gehören zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen weltweit und lokal. Gleich mehrere Arten unterliegen deshalb in der Europäischen Union strengem Naturschutz. Trotz einzelner, kleiner Fortschritte in den letzten Jahren steht der Großmuschelschutz in Baden-Württemberg vor immensen Herausforderungen,“ erklärte Daniel Baumgärtner, stellvertretender Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg, zur Eröffnung der Fachtagung „Gefährdung und Schutz von Großmuscheln – Herausforderungen und Perspektiven in Baden-Württemberg“ am Montag (24.3.) in Stuttgart.

Eingeladen hatten das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart und die Umweltakademie Baden-Württemberg gemeinsam mit weiteren Partnern, um die verschiedenen Akteure an Gewässerlebensräumen zum Fachaustausch zusammenzubringen.

Bessere Vernetzung

Gleich bei der Begrüßung unterstrich Herr Prof. Dr. Krogmann, Direktor des Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart, den hohen Wert der Vernetzung von Forschung und Naturschutzpraxis, einem erklärten Ziel des Museums. Dass der Wille zum Schutz der Großmuscheln vorhanden ist, zeigte sich anhand der regen Diskussion unter den rund einhundert Teilnehmenden der Fachtagung. Was fehle, so die einstimmige Meinung der Anwesenden, sei jedoch ein stetiger Informationsaustausch, eine bessere Vernetzung sowie kurze Kommunikationswege. Bei der abschließenden Podiumsdiskussion im Naturkundemuseum waren sich die Initiatoren deshalb einig: „Die komplexen Herausforderungen beim Schutz von Großmuscheln können wir nur gemeinsam in enger Zusammenarbeit bewältigen. Die Fachtagung war dafür ein konkreter Anstoß. Jetzt gilt es, einen dauerhaften Rahmen für stetigen Austausch zu bieten, um unseren gesetzlichen Verpflichtungen zum Muschelschutz besser gerecht werden zu können,“ so Ira Richling, Muschelexpertin beim Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart und Michael Eick, Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg. „Dafür wäre eine zentrale Koordinationsstelle im Land eine entscheidende Voraussetzung.“ Alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion befürworteten deshalb nachdrücklich, eine zentrale Ansprechperson in Baden-Württemberg für den Großmuschelschutz einzuführen.

Gesunde Muscheln - Gesunde Flüsse - Gesunde Menschen

Heimische Großmuscheln wie die Bachmuschel sind sehr wichtig für Gewässer und doch wurden sie im Artenschutz lange Zeit vernachlässigt. Muscheln filtern bei der Nahrungs- und Sauerstoffaufnahme das Wasser und sind dadurch gute Indikatoren für die Wasserqualität. Sind zu viele Schadstoffe im Wasser sterben sie ab und langfristig weiträumig aus. „Während einheimische Süßwassermuscheln früher in großer Anzahl den Grund von Bächen, Flüssen und Stillgewässern besiedelten, sind ihre Vorkommen in den letzten hundert Jahren um bis zu 90% zurückgegangen. Um die Lebensbedingungen für die Großmuscheln zu verbessern und ihr Überleben zu sichern, müssen wir unverzüglich handeln“, mahnte Mollusken-Expertin Ira Richling bei der Fachtagung. Da der ökologische Zustand von Bächen und Flüssen in Baden-Württemberg allgemein schlecht sei, gehen auch die Populationen der Großmuscheln seit Jahren zurück. Die Muscheln stehen für intakte Fließgewässer und sauberes Wasser ist letztlich auch die Grundlage für das Überleben und die Gesundheit der Menschen.

Maßnahmen zum Schutz von Großmuscheln

Wie der Schutz von Großmuscheln gelingen kann und was es dafür braucht, wurde bei der Fachtagung mit rund einhundert Teilnehmenden aus vielen Perspektiven betrachtet. Stellvertretend für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fischereiforschungsstelle Langenargen erläuterte Samuel Roch, welche Anforderungen Fische, Krebse und die Großmuscheln an Struktur, Temperatur und Durchgängigkeit in Oberläufen von baden-württembergischen Gewässern haben. Auf den Einfluss des Bibers auf Muschelbestände in Gewässern ging Josef Grom an Beispielen aus dem Regierungsbezirk Tübingen ein. Erfolgreiche Schutzprojekte wurden als Musterbeispiele vorgestellt und auf dem Kongress diskutiert.

„Mit der Fachtagung heute ist ein wichtiger Schritt zum landesweiten Schutz von Großmuscheln gemacht. Nun gilt es, diesen Austausch und die Vernetzung weiter zu institutionalisieren und das Bewusstsein für den Wert dieser oft vernachlässigten Gruppe und damit auch intakter Fließgewässern in der Öffentlichkeit und bei betroffenen Behörden zu stärken,“ so Michael Eick und Ira Richling.