angle-left PM Biodiversitätskongress

Pressemitteilung

16.09.2022

5. Biodiversitätskongress der Umweltakademie Baden-Württemberg in Kornwestheim

Staatssekretär Andre Baumann: „Der Klimawandel und das Artensterben sind zwei akute Herausforderungen, die zusammen gedacht werden müssen“

Kornwestheim: „Wir benötigen diverse und dadurch stabile Ökosysteme, um weiterhin auf dieser Welt leben zu können!“ Eindringlich hat Andre Baumann, Staatssekretär im Umweltministerium und promovierter Biologe, am Freitag (16.09.22) beim 5. Biodiversitätskongress der Umweltakademie Baden-Württemberg bei den rund 150 Teilnehmenden für den Schutz der biologischen Vielfalt geworben. Die Roten Listen der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten seien länger als je zuvor. Von den dort bislang erfassten Tieren und Pflanzen gelte fast ein Drittel als gefährdet.

Die Bestäubung unserer Nutz- und Wildpflanzen sei für oftmals durch Jahrtausende in Co-Evolution angepasste Arten elementar – genauso wie intakte Böden mit Organismen, die Stoffe ab- und aufbauen und damit fruchtbar machen, führte Baumann weiter aus. Zudem seien gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels gesunde und vielfältige Wälder und Moore wichtig, um Kohlenstoff speichern zu können.

Auswirkungen des Klimawandels

Doch Hitzeperioden, extreme Trockenheit, Hagelschlag oder Starkregen mit Überschwemmungen sind Extremwetterereignisse, mit denen sich die Bevölkerung zukünftig immer häufiger auseinandersetzen muss. Doch nicht nur Menschen leiden direkt unter dem Klimawandel. Wildtiere und -pflanzen verlieren ihre Lebensgrundlage, werden verdrängt oder sterben aus, andere, teils invasive Arten, können profitieren.

Der 5. Biodiversitätskongress, der nach einer coronabedingten Pause wieder vor Ort im „Das K“ in Kornwestheim stattfand, stand deshalb unter dem Titel „Klimawandel und Biodiversität – Auswirkungen, Wechselwirkungen und Optionen“. „Um den Klimawandel und das Artensterben zu stoppen, müssen alle mit vereinten Kräften an einem Strang ziehen“, erklärte Michael Eick, Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg. Denn im Gegensatz zum Klimawandel, der, wenn auch mit enormen Anstrengungen, aufgehalten werden könne, seien ausgestorbene Arten für immer verloren. „Um die biologische Vielfalt zu erhalten, brauchen wir wieder ein breit verankertes Bewusstsein für die Natur, das Klima und die wechselseitigen Einflüsse. Wir müssen Biodiversität erkennen können, müssen ein Gefühl für deren Bedeutung entwickeln und wir müssen lernen, wie wir sie schützen und fördern können“, hob Eick hervor.

Ehrenamtliches Engagement als Schlüsselrolle

Adressiert war die Veranstaltung vor allem an die ehrenamtlich tätigen Fachberaterinnen und Fachberater des Landesnetzwerks Biodiversität und an ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte. „Sie wissen wie Ökosysteme funktionieren. Sie informieren, machen auf Missstände aufmerksam und lenken manchmal gut Gemeintes in richtige Bahnen. Sie handeln hier im Land lokal und – auch wenn sie es vielleicht nicht immer merken – ihr Handeln vor Ort hat globale Auswirkungen!“, würdigte Staatssekretär Baumann das Engagement der Teilnehmenden. Ob Einsatz bei der Krötenwanderung, Fledermaus-Quartierbetreuung oder die Anlage und Pflege von Biotopen – Ehrenamtliche gäben ihr Wissen und ihre Begeisterung weiter, motivierten sich und andere für Arten- und Klimaschutz und nähmen so eine Schlüsselrolle im Natur-schutz ein.

Alle zwei Jahre findet der Biodiversitätskongress als Fortbildungsveranstaltung speziell für die Fachberaterinnen und Fachberater des Landesnetzwerks Biodiversität statt. Am Vormittag referierte u.a. Prof. Dr. Beate Jessel, Direktorin der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL (Schweiz), zum Thema „Biodiversität und Klima: Naturschutz und Klimaschutz zusammen denken“ sowie Prof. Dr. Mark van Kleunen von der Universität Konstanz über „Unsere zukünftige Flora“. Am Nachmittag konnten sich die Teilnehmenden über aktuelle Themen zu unterschiedlichen Tiergruppen informieren und austauschen.

Hintergrund:

Das Landesnetzwerk Biodiversität

Was tun bei einem Hornissennest im Rollladenkasten des Kinderzimmers? Wie ermögliche ich heimischen Amphibien im Frühjahr den Weg zum Laichgewässer? Diese und weitere Fragen beantworten speziell von der Umweltakademie Baden-Württemberg qualifizierte Artenschutzfachberaterinnen und -fachberater aus dem Landesnetzwerk Biodiversität.

Die Fachberaterinnen und Fachberater tragen zur pragmatischen und naturschutzorientierten Lösung von Konflikten mit vermeintlichen Problemtieren wie Hornissen und anderen Wespen und zum praktischen Schutz gefährdeter Arten und Artengruppen bei. Neben praktischer Hilfe für bedrohte Arten geht es auch darum, ökologische Zusammenhänge in allen Bevölkerungskreisen begreifbar zu machen, um nachhaltiges Denken und Handeln im Alltag zum Schutz der biologischen Vielfalt zu fördern. Das Landesnetzwerk Biodiversität unterstützt die Arbeit der Unteren Naturschutzbehörden der Stadt- und Landkreise durch sachkundige Aufklärung und Beratung, aber auch operativ durch tatkräftige Hilfe für Bürgerinnen und Bürger.

Die Umweltakademie Baden-Württemberg hat gemeinsam mit der Naturschutzverwaltung bereits seit den frühen 1990er Jahren das landesweite Netzwerk Biodiversität durch Qualifikationsschulungen aufgebaut und bildet die ehrenamtlich Engagierten regelmäßig fort.