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Pressemitteilung

27.04.2023

Neu entdeckte Wespenart nach Ministerpräsident Kretschmann benannt

Neue Wespenart nach Winfried Kretschmann benannt
Umweltministerin Walker, Ministerpräsident Kretschmann, Marina Moser und Prof. Krogmann (SMNS) bei der Veranstaltung "Im Auftrag der Vielfalt"
Quelle: ©SMNS, M.Kovalenko

Stuttgart. Die Erforschung neuer Arten wird durch den voranschreitenden Verlust der Biodiversität zunehmend zum Wettlauf gegen die Zeit. Dass es selbst in Deutschland noch viel zu entdecken gibt, zeigt eine zuvor unbekannte Wespe, die Marina Moser, Entomologin und Doktorandin am Naturkundemuseum Stuttgart, in Baden-Württemberg entdeckt und nach Ministerpräsident Winfried Kretschmann benannt hat: Die neue Wespenart trägt den Namen Aphanogmus kretschmanni. Im Rahmen der Veranstaltung „Im Auftrag der Vielfalt“ im Naturkundemuseum Stuttgart am 27.04.2023 wurde die neue Art vorgestellt und dem Ministerpräsidenten ein Modell der Wespe überreicht.

„Neben der persönlichen Ehre der Benennung freut es mich einfach sehr, dass mit der Entdeckung der neuen Art die Landkarte der bisher noch unbekannten Insekten nicht mehr ganz so weiß ist. Deshalb haben wir im Land die Initiative Integrative Taxonomie aufgelegt. Sie hilft uns, Arten neu zu entdecken, zu bestimmen und Zusammenhänge zwischen ihnen zu verstehen. Denn wir können die Artenvielfalt nur bewahren, wenn wir überhaupt wissen, welche Arten wir haben. Darum ist diese Arbeit so wertvoll“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

„Auch das Wissen um die Artenvielfalt droht auszusterben: Artenkennerinnen und Artenkenner stehen auf der Roten Liste. Doch Artenwissen ist Grundlage für einen effektiven Naturschutz und für das gezielte Management unserer Schutzgebiete. Mit ihrem umfangreichen Programm zur Fort- und Weiterbildung macht die Umweltakademie Nachwuchs-Artenkennerinnen und Artenkenner fit für die ehrenamtliche und professionelle Arbeit im Naturschutz“, erklärte Umweltministerin Thekla Walker.

Auch das Naturkundemuseum Stuttgart und die Universität Hohenheim engagieren sich stark in der taxonomischen Forschung und Lehre zum Schutz der biologischen Vielfalt. „Die Sammlungen als Archive des Lebens bilden die Grundlage unserer Forschung am Naturkundemuseum. Wie spannend die Forschung an der unbekannten Artenvielfalt vor der Haustür sein kann, zeigt unsere Entdeckung von Aphanogmus kretschmanni. Doch wir erfassen und analysieren nicht nur die Artenvielfalt, sondern bilden im Rahmen der Landesinitiative Integrative Taxonomie auch den wissenschaftlichen Nachwuchs aus“, so Prof. Dr. Lars Krogmann, der Direktor des Naturkundemuseums Stuttgart.

Aphanogmus kretschmanni: eine echte Baden-Württembergerin

Die neu entdeckte parasitoide Wespe ist eine echte Baden-Württembergerin. Die neue Art wurde von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Museums inzwischen an drei Standorten auf Streuobstwiesen im Land gefunden. Parasitoide Wespen halten durch ihre Lebensweise als Gegenspieler anderer Insekten die Ökosysteme im Gleichgewicht, sind durch die Abhängigkeit von bestimmten Wirtsinsekten aber überproportional vom Insektensterben betroffen. Umso mehr freut die Forschenden die Entdeckung der neuen Wespenart, die zudem durch besondere Merkmale gekennzeichnet ist. Durch eine Reihe auffälliger Stacheln am Hinterleib unterscheidet sich das kleine Insekt von allen bisher bekannten Arten. Das Funktionsprinzip solcher ungewöhnlichen Strukturen könnte in Zukunft, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, beispielsweise in der Bionik als hocheffizientes Werkzeug zur Anwendung kommen.

„Mit der Benennung der neuen Wespe nach Herrn Ministerpräsidenten Kretschmann möchten wir seine wissenschaftliche Neugier und seinen unermüdlichen Einsatz für den Erhalt der Biodiversität ehren. Sein Engagement für die Landesinitiative „Integrative Taxonomie“ hat die Biodiversitätsforschung in Baden-Württemberg deutlich vorangebracht. Die Wespe Aphanogmus kretschmanni ist hoffentlich erst der Anfang von vielen großen Entdeckungen vor Ort”, sagte Marina Moser.

Podiumsgespräch zur Landesinitiative Inegrative Taxonomie

Die Bedeutung der Vernetzung von Forschung und Lehre im Bereich Taxonomie sowie der Ausbildung von Artenschutzfachleuten betonten auch Prof. Dr. Johannes Steidle, Direktor des Biologischen Instituts der Universität Hohenheim und Vorstand von KomBioTa, Michael Eick, Leiter der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg, Prof. Dr. Lars Krogmann und Marina Moser bei einem Podiumsgespräch, das im Rahmen der Veranstaltung stattfand. Dies seien wichtige Voraussetzungen, um dem dramatischen Rückgang von Tier- und Pflanzenarten entgegenzuwirken. Die Landesinitiative Integrative Taxonomie habe hierfür entscheidende Grundlagen geschaffen.

Über aktuelle Forschungs- und Citizen Science-Projekte haben sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Ministerin Thekla Walker bei einem anschließenden Besuch der wissenschaftlichen Insektensammlung des Naturkundemuseums Stuttgart informiert.

Steckbrief der Wespe Aphanogmus kretschmanni:

Aphanogmus kretschmanni wurde von der Doktorandin Marina Moser und ihren Kolleginnen und Kollegen vom Naturkundemuseum Stuttgart und vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erstmals entdeckt, formal beschrieben und genetisch analysiert. Die 1 mm kleine Wespe unterscheidet sich von allen anderen Wespen durch eine Reihe außergewöhnlicher Stacheln an der Unterseite des Hinterleibs. Wie alle Parasitoide legen diese Wespen ihre Eier in oder an ein Wirtsinsekt, welches die Wespenlarve im Laufe ihrer Entwicklung verzehrt. Was zunächst makaber klingt, gehört zu den wichtigsten ökosystemaren Dienstleistungen überhaupt: Parasitoide halten unsere Ökosysteme im Gleichgewicht. Die Wespen der Familie Ceraphronidae, die keinen deutschen Namen hat und zu der auch die neue Art gehört, sind bisher so wenig erforscht, dass Informationen zu ihren Wirtsinsekten nur bei einem Drittel der Arten bekannt sind. Inzwischen fand das Stuttgarter Team Exemplare von Aphanogmus kretschmanni baden-württembergweit in Naturschutzgebieten in den Landkreisen Tübingen und Karlsruhe sowie im Enzkreis. Durch die Beschreibung und die Veröffentlichung der Gensequenz und des 3D-Modells in online-Datenbanken kann Aphanogmus kretschmanni zukünftig zuverlässig bestimmt und in internationalen Forschungsprojekten weiter untersucht werden.