angle-left Umweltakademie fordert Respekt für die Natur

Respekt Natur Umweltakademie

26.02.2021

Besucherdruck in der heimischen Natur nimmt durch die Covid19-Pandemie zu und verschärft den Zielkonflikt zwischen Natur erleben und Natur schützen

Stuttgart. Die Umweltakademie sendet zum Beginn der Vegetationsperiode und Brutsaison einen Appell zum rücksichtsvollen Verhalten in der Natur. Das geringere Freizeitangebot durch Covid19 und der nahende Frühling lasse immer mehr Menschen nach Naturhighlights und Naturevents, Abenteuern, spektakulären Routen und Trails aber auch nach ruhigem Naturgenuss und Erholung in der Natur suchen. Nicht nur die derzeit frühlingshaften Temperaturen, sondern bereits seit dem letzten Lockdown im Frühjahr lasse sich dieser Trend ausmachen.

Online-Seminar "SOS Natur und Mensch"

Grund für die Umweltakademie, ein zweiteiliges Online-Seminar unter dem Titel „SOS Natur und Mensch im Freizeitdruck. Das Gute Ton-Studio“ zu organisieren, um das Thema öffentlich zu diskutieren und naturverträgliche Verhaltensweisen sowie Rechte und Pflichten als Landbesitzer und als Naturnutzer deutlich zu machen. „Der zunehmende Besucherdruck gerade auch in hochsensiblen Schutzgebieten kann erhebliche Probleme für die dort lebenden und geschützten Pflanzen und Tiere verursachen, besonders jetzt zu Beginn der Vegetationsperiode und zum Start der Brutsaison,“ zeigte sich Dr. Daniel Baumgärtner von der Umweltakademie Baden-Württeberg am Donnerstag bei der Eröffnung des Seminars besorgt. „Durch die Covid19-Pandemie hat die Bevölkerung die heimische Natur wiederentdeckt, was an sich ja sehr erfreulich ist. Es gibt jedoch auch die Kehrseite der Medaille: Auf der Suche nach immer neueren Naturevents und Abenteuern werden ausgewiesene Wege verlassen, Schutzgebiete missachtet, Ruhezonen gestört, Wiesen und Felder zertrampelt und Müll hinterlassen – Tendenz steigend bei abnehmenden Respekt der Umwelt gegenüber“, so Baumgärtner. Dass die Umweltakademie mit dem Aufgreifen des Themas Natur und Freizeitdruck ins Schwarze treffe, zeige die hohe Teilnehmerzahl (über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer) und das rege Interesse in der Veranstaltung.

Konkrete Beispiele

Praxisberichte von Rangern und Naturschutzexperten vor Ort illustrierten beim Seminar am Donnerstag (25.2.) anhand konkreter Beispiele die Spannungsfelder zwischen verschiednenen Interessensgruppen sowie die Auswirkungen von achtlosem Verhalten auf die Natur. Eine immer größere Rolle bei dem Ausflug in die Natur spielen Navigations- und Tourendienste per App und Social Media. Diese führen Besucher in kaum bekannte Winkel der Natur und stellen die Formen der Besucherlenkung in der Landschaft und in Schutzgebieten vor neue Herausforderungen. Ein Hauptproblem sehen vor allem Naturschützer und Schutzgebietsbetreuer darin, dass Nutzer aufgrund der Informationen, die in den Apps geliefert werden, nicht in der Lage seien zu erkennen, bei welchen Trails es sich um offiziell genehmigte oder um illegale Wege handelt.

„Auch der Umgangston in Feld und Flur ist im Spannungsfeld von Nutzungsansprüchen und Freizeitaktivitäten in der Natur zwischen Drohnenflug und Vogelbeobachtung, Spaziergang und Mountainbike-Tour, Hundeauslauf und Heuwiese rauer geworden. Wir müssen zum guten Ton zurückfinden und bei Nutzungskonflikten einen Dialog fördern,“ ergänzte Dr. Christian König von der Umweltakademie. Ihm geht es beim zweiten Teil des Seminars „SOS: Natur und Mensch im Freizeitdruck. Das Gute Ton-Studio II: Respekt für Reptilien, Reh und Rotkehlchen - Richtiger Umgang mit Wildtieren und Betretungsrecht“ am kommenden Donnerstag (4. März, 11.00 bis 13.00 Uhr, online) unter anderem darum, das Bewusstsein für die Bedürfnisse der wildlebenden Tiere und Pflanzen zu schärfen.