Unterschätzte Gefahr für Autofahrer bei Abend- und Morgendämmerung
Zum 9. Februar 2019 haben im Oberrheintal die jährlichen Wanderungen der Amphibien zu ihren Laichgewässern begonnen. Steigen die Temperaturen in den nächsten Tagen auch in anderen Landesteilen – trotz kleiner Vorfrühlingspausen – ist die einsetzende Wanderung der Frösche und anderer einheimischer Amphibienarten auch andernorts zu erwarten. Amphibien erwachen ab einer Temperatur von rund sechs Grad aus der Winterstarre. Wenn dann noch die Luftfeuchtigkeit stimmt, ist das als ob man den Lichtschalter umlegt: Das genetische Programm ist aktiviert. Die Tiere machen sich umgehend auf den Weg vom Winterquartier zu dem Gewässer, in dem sie selbst geschlüpft sind. Je nach Art legen sie dabei bis 1,5 Kilometer zurück. Durch den anhaltenden Regen und die Wärme der letzten Tage werden sich Frösche, Kröten, Unke, Molche und Salamander zeitig im Jahr auf den Weg machen.
Doch der Weg von den Überwinterungsquartieren zu ihren Laichgewässern ist für diese europaweit streng geschützten Tierarten oft lebensgefährlich. Es lauern nicht nur die vielen Fressfeinde – oft hat auch der Mensch die Wanderrouten mit Straßen durchschnitten. Deshalb bittet die Umweltakademie Baden-Württemberg die Autofahrer an ausgewiesenen Amphibienschutzstrecken besonders vorsichtig zu fahren. Um Frösche oder Kröten zu töten, muss man sie nicht direkt mit dem Reifen überrollen – bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h reicht der Strömungsdruck unter dem Fahrzeugboden aus, um die Tiere regelrecht zum Platzen zu bringen.
Umweltakademie Baden-Württemberg: landesweites Netzwerk der ehrenamtlichen Amphibienschützer
Zum Glück gibt es für die Amphibien landesweit erfreulich viele Initiativen, Projekte und Aktionen, bei denen sich Ehrenamtliche darum kümmern, Kröten und Frösche über die Straße zu tragen oder mobile Schutzzäune während der Wanderungszeiten zu errichten. „Der ehrenamtliche Amphibienschutz ist eine bedeutende Stütze für den Artenschutz und die Umweltbildung in Baden-Württemberg. Für ihren Einsatz kann man den Amphibienschützern nicht genug danken“, betonte Claus-Peter Hutter, Leiter der Umweltakademie. Durch Qualifizierung der Ehrenamtlichen im Landesnetzwerk Biologische Vielfalt werde der Hilfsbereitschaft von Freiwilligen seitens der Umweltakademie unterstützt. Wenn viele Tiere auf der Straße zu Tode kommen, ist das nicht nur ein großer Verlust für lokale Populationen, sondern durch die vielen überfahrenen Tiere kann sich ein Schmierfilm auf der Straße bilden, der die Verkehrssicherheit ähnlich wie nasses Laub beeinträchtigt“, so Akademieleiter Hutter. Auch die Amphibienschützer selbst setzen sich der Unfallgefahr aus, wenn sie Frösche und Kröten über die Straße tragen.
Amphibien sind integraler Bestandteil der Nahrungskette. Fische lieben zum Beispiel Eier und Kaulquappen, bei Marder, Iltis und Fuchs steht auch der Molch auf dem Speiseplan. Störche und andere Vögel fliegen unter anderem auf Frösche. Auf der anderen Seite halten Amphibien dem Menschen viele ihm unliebsame Insekten vom Leib. Hobby-Gärtner freuen sich über die Hilfe der Erdkröten im Kampf gegen die Nacktschnecke. In Baden-Württemberg gebe es 19 Amphibienarten, wie etwa die zu den Braunfröschen gehörenden Springfrösche, Molche, Gelbbauchunken oder Erdkröten, erklärt Hutter. Alle seien sie geschützt, weil sie mittlerweile gefährdeter sind als die Insekten. Nur ein Bruchteil der Tiere kommt an den Ort zurück, an dem er durch Metamorphose vom Kiemen- zum Lungenatmer wurde.